Rez.: Die Plattform ortsnamen.ch

Die Plattform ortsnamen.ch – Eine Rezension der Plattform anhand des Zürcher Siedlungsnamenbuches.

Rezensiert von Gerhard Rampl, Innsbruck

Seit kurzem ist die Plattform ortsnamen.ch mit einer neuen Benutzeroberfläche ausgestattet, was zum Anlass genommen werden soll, einen genaueren Blick auf diese zu werfen. Um möglichst konkrete Aussagen über die Seite treffen zu können, werden insbesondere die Daten des „Zürcher Siedlungsnamenbuches“ betrachtet, da dieses derzeit ausschließlich in digitaler Form auf der Plattform publiziert wird. Dennoch ist dies grundsätzlich eine Rezension der Seite ortsnamen.ch und nicht des Zürcher Siedlungsnamenbuches an sich.

Allgemeines

Nach Eigendarstellung hat ortsnamen.ch vor allem das Ziel, Daten aus laufenden und abgeschlossenen namenkundlichen Projekten der Schweiz in digitalisierter und georeferenzierter Form zu veröffentlichen. Der Großteil der dargestellten Daten liegt bereits gedruckt in Namenbüchern vor. Dass dies nicht zwingend der Fall sein muss, zeigt das hier verwandte Beispiel „Zürcher Siedlungsnamenbuch“, das derzeit mit 2.300 Namen auf der Seite vertreten ist. Diese Art der Veröffentlichung hat einige offensichtliche Vorteile gegenüber Buchpublikationen: Der größte Vorteil ist die zeitnahe Publizierbarkeit kleinerer Mengen fertiggestellter Namenartikel. Somit entfällt für NutzerInnen die oft jahrelange Wartezeit bis zur Fertigstellung eines neuen (Bandes eines) Namenbuches. Dementsprechend sind die behandelten Namen auch für die Onomastik schneller verwend- und zitierbar. Auch lässt sich für Außenstehende der Projektfortschritt einigermaßen zeitnah nachvollziehen. Ein weiterer Vorteil ist die niederschwellige Erreichbarkeit. ortsnamen.ch ist ein Service, der erfreulicherweise gratis zur Verfügung gestellt wird. Somit ist die Seite für interessierte Laien gleichermaßen schnell und frei zugänglich wie für ForscherInnen. Dies entspricht in höchstem Maße den FAIR-Prinzipien (findable, accessible, interoperable, reusable), die derzeit als Kriterien für offene Forschungsdaten (open research data) gelten.

Ein weiterer Service den die Plattform bietet, ist eine kuratierte Bibliographie zur Schweizer Ortsnamenforschung. Dieser ist vielleicht weniger bekannt, dient aber gerade für ForscherInnen mit diesem Interesse als wertvolle Quelle, da durch die Kuratierung der wissenschaftliche Wert der genannten Veröffentlichungen bereits garantiert ist.

Die derzeitige Leitung des Projekts obliegt den aus dem Schweizer Idiotikon bestens bekannten Hans Bickel und Martin Hannes Graf, als Initiator und ehemaliger Projektleiter wird Eugen Nyffenegger (†) angeführt. Die Plattform wird von einem hochkarätigen Kuratorium aus Schweizer Ortsnamenforschung und swisstopo begleitet, durch welches die wissenschaftliche Integrität der Daten sowohl auf sprachwissenschaftlicher als auch auf geographischer Ebene garantiert ist. Die Kontaktinformationen und auch das Logo in der Kopfzeile der Seite weisen die Plattform als Teil des Schweizer Idiotikons aus, auch dies eine bekannte Institution, die für die wissenschaftliche Integrität der Inhalte garantiert. Diese Referenzen sind gerade für Internetveröffentlichungen ungemein wichtig, da sie es sind, die zuverlässige von zweifelhafter namenkundlicher Forschung unterscheiden.

Aufbau der Seite

Bereits auf den ersten Blick ist die Seite wohlgeordnet und übersichtlich gegliedert. Unter der in rot-weiß gehaltenen Kopfzeile befindet sich ein Auswahlmenü mit den Reitern „Home“, „Daten“, „Regionale Projekte“, „Forschung“ und „Über uns“ (die Information zum vorigen Kapitel ist in letzterem Bereich abrufbar).

Auf der Homepage selbst findet sich zentral das Suchfeld, das einen unmittelbaren Einstieg in die Namensuche ermöglicht. Einen weiteren großen Teil der Seite nehmen Suchbeispiele ein. Damit wird versucht, die Einstiegshürde in komplexere Suchanfragen zu erleichtern. Anhand von jeweils vier prominent platzierten und ausformulierten Beispielabfragen (die sich aber bei jedem neuen Aufruf der Seite ändern bzw. auch per Druckknopf neu generieren lassen), werden diese in die jeweils korrekte Suchsyntax umgesetzt. Die Abfragen können einfach sein wie z. B. „Zeige alle Ortsnamen mit einem Eintrag im Zürcher Siedlungsnamenbuch“, das in die Abfrage datenherkunft:zhnb umgesetzt wird. Komplexer sind bereits Abfragen mit einer logischen Verknüpfung, z. B. „Wie viele Gemeinden mit dem Namen ‚Rüti‘ gibt es?“, mit der Entsprechung namenvarianten:*rüti AND typ:Gemeinde. Noch komplexer sind Abfragen mit mehreren logischen Verknüpfungen, z. B. „Welche sakralen Bauwerke gibt es im Kanton TI?“, was folgendermaßen aussieht: typ:(„Sakrales Gebäude“ OR Kirche OR „Sakrales Bauwerk“ OR Kathedrale OR Kapelle) AND kanton:TI. Das Ausprobieren der spannend formulierten Fragen ist sehr kurzweilig und man erhält spielerisch einen Einblick sowohl in die Suchsyntax als auch in die Datenstruktur. Hier ist den DesignerInnen und ProgrammiererInnen der Webseite eine wirklich ausgezeichnete Lösung gelungen, Laien an einen ansonsten sehr technischen Aspekt von Online-Lexika heranzuführen.

Weitere, als Block gestaltete, Elemente der Seite sind „Aktuelle Mitteilungen“ und die Themenbereiche „Ortsnamenforschung in der Schweiz“, „Welche Daten umfasst ortsnamen.ch“ und „Regionale Projekte“, die aber auch über die im Folgenden beschriebene Auswahlleiste am Seitenkopf erreichbar sind.

In der Fußzeile firmiert das Schweizerische Idiotikon als Kontakt und Copyright-Inhaber; im Impressum wird zusätzlich das Glossaire des patois de la Suisse romande als verantwortlich für den Inhalt angegeben.

Die Sektion „Daten“ des Auswahlmenüs beinhaltet neben allgemeinen Informationen zu Datenherkunft, Nutzungsbedingungen und Zitierweise eine Liste der Quellen sowie der auf der Seite verwandten Abkürzungen. Leider ist der Hinweis auf die Zitierweise nur sehr allgemein gehalten. Für die wissenschaftliche Verwendung der Seite wären konkrete Beispiele zur Zitierung hilfreich, da nicht ganz klar ist, inwiefern bibliographische Informationen von bereits publizierten Ausgangsdaten (Namenbüchern) mit eingebunden werden sollen. Natürlich wird man dies im Sinne der wissenschaftlichen Fairness ohnehin machen, es wäre aber gut, ein konkretes Beispiel zu haben, wie sich dies die Datengeber vorstellen. Sehr positiv ist, dass einzelne Namenartikel mittels Permalink aufgerufen werden können. Die jeweiligen Quellenangaben sind außerdem mit der Sektion „Regionale Projekte“, in der ausführlicher auf den Forschungsstand in den jeweiligen Kantonen eingegangen wird, verlinkt. In dieser Rubrik finden sich auch grundlegende Information zur Suchsyntax. Einfache Suchanfragen, sowie drei komplexere Anwendungen der auf Apache Lucene beruhenden Syntax, werden angeführt. Für weitere Informationen wird auf eine Referenzseite zur Abfragesprache verwiesen. Wieder sieht man das Bemühen um einen niederschwelligen Einstieg in die Datensuche. Die gebotenen Beispiele stellen einen guten Kompromiss dar, um technisch weniger versierten NutzerInnen einen Hinweis auf die erweiterten Möglichkeiten der Abfragesprache zu geben, ohne sie unmittelbar mit zahlreichen Spezialabfragen zu überwältigen.

Der Zugriff auf die jeweiligen Kantone geschieht in der Sektion „Regionale Projekte“ mittels Karte oder Liste (für Ortsfremde ist die kartographische Darstellung der Kantone hilfreich, für Mobilgeräte mit kleinem Bildschirm ist die Liste deutlich einfacher zu bedienen als die Karte). Genaueres zu diesem Punkt weiter unten.

In der Sektion „Forschung“ findet sich ein steckbriefartig gehaltener Überblick über die toponomastische Forschung in der Schweiz, Informationen zum regelmäßig stattfindenden Kolloquium Namenforschung, sowie die bereits erwähnte kuratierte Literaturliste zur Schweizer Ortsnamenforschung. Weiters steht hier der eigens für ortsnamen.ch entwickelte und ausgezeichnet dokumentierte (https://idiotikon-ch.github.io/nossikon) Font Nossikon zum Download. Der Font, der mit phonetischen und historischen Zeichen erweitert und so speziell an die Bedürfnisse der Ortsnamenforschung angepasst wurde, steht unter der Lizenz SIL Open Font License (OFL) v1.1 und ist somit frei verwendbar. Es sei bereits vorweggenommen, dass die Lautschrift auf ortsnamen.ch jetzt durchgängig mit diesem Font dargestellt wird, nicht mehr wie früher als Grafik. Dadurch sind jetzt auch diese Lautschriftsegmente kopier- und einfügbar.

Die letzte Rubrik des Auswahlmenüs „Über uns“ wurde bereits weiter oben vorgestellt. Als Interface-Sprache kann derzeit zwischen Deutsch und Französisch gewechselt werden. Bis auf die Beschreibungen der regionalen Projekte sind alle Texte mit der deutschen Variante direkt übereinstimmend. Und nicht nur das, auch die Abfragen sind komplett auf Französisch möglich. Die Zweisprachigkeit ist also vorbildlich bis in die Datenstruktur durchgezogen.

Verwendung der Seite anhand des Zürcher Siedlungsnamenbuches

Ohne weitere Kenntnis der Abfragesprache beginnt man die gezielte Suche nach kantonalen oder anders eingegrenzten Datenbeständen am einfachsten über die Rubrik „Regionale Projekte“. Zum Kanton Zürich findet sich somit auch gleich eine grundlegende Information zum von Martin Hannes Graf (Projektleitung) betreuten und von Inga Siegfried-Schupp (Redaktionsleitung), Mirjam Kilchmann und Seraphin Schlager bearbeiteten Projekt Die Siedlungsnamen des Kantons Zürich (TopZH). Man erfährt, dass beginnend mit dem Jahr 2016 ca. 3.500 Siedlungsnamen im Laufe von sechs Jahren mit historisch-philologischer Deutung ausgearbeitet werden sollen. Das Projekt baut auf Datenbeständen auf, die bereits von Jörg Rutishauser und Bruno Boesch gesammelt und im späteren Projekt Datenbank der Schweizer Namenbücher digitalisiert wurden. Die Beschreibung verweist explizit darauf, dass die Publikation von Namenartikeln kontinuierlich über ortsnamen.ch erfolgt und eine Printpublikation erst nach Fertigstellung des Projekts geplant ist. Hier zeigt sich der deutliche Vorteil, den eine überregionale Dateninfrastruktur, wie sie ortsnamen.ch darstellt, bietet: regionale Projekte können an diese Infrastruktur andocken und sich vornehmlich um die inhaltliche Aufarbeitung kümmern, während die technische Umsetzung von zentraler Stelle geregelt wird. Nach der Kurzdarstellung des von SNF und Lotteriefonds des Kantons Zürich geförderten Projekts kann man dann auch gleich durch Drücken des Links „Zu den Siedlungsnamen von TopZH“ die Suchabfrage nach diesem Datenbestand starten.

Das Ergebnis der Abfrage (als Suchterm datenherkunft:zhnb) wird nun in einem zweigeteilten Bildschirm – links in Listenform, rechts als Karte – dargestellt. Die Listenansicht zeigt, dass 2.300 Treffer erzielt wurden, die Kartenansicht, dass von diesen 2.289 kartographisch dargestellt werden können. In die Listenansicht werden vorerst nur 25 der 2.300 Namen geladen, Scrollen an das Ende der Liste lädt sodann weitere Namen nach. Die jeweils kurzen Wartezeiten beim Nachladen sind einigermaßen lästig, vor allem, wenn man eine größere Anzahl von Namen durcharbeiten will. Weitaus problematischer ist allerdings eine andere Tatsache, nämlich dass die Sortierung der Namen nicht nachvollziehbar ist. Dass es eine Sortierung gibt, wird dadurch ersichtlich, dass die Reihung der Namen bei jedem neuen Aufruf (auch in verschiedenen Browsern) dieselbe bleibt. Allerdings erfolgt die Reihung weder alphabetisch noch nach geographischen Kriterien. So steht nach Dickenau (Bezirk Küsnacht) Riesbach (Bezirk Zürich), dann Siten (Bezirk Horgen), dann Dächliswil (Bezirk Herrliberg) etc. Auch liegt keine Ordnung nach Namentypen vor, da die vier genannten Namen jeweils einem anderen Typ angehören. Diese (Un-)Ordnung ist mehr als lästig, weil man dadurch in einer größeren Treffermenge nicht weiß, wo man sich in der Liste befindet und ob es noch weitere gleiche (oder ähnliche) Namen im alphabetischen Umfeld gibt. Eine alphabetische Sortierung der Namen wäre hier auf jeden Fall vorzuziehen. Sehr gut hingegen ist die Visualisierung der Artikeleigenschaften gelöst: Mit einem Blick sieht man anhand von Symbolen, ob der Name verortet ist, ob eine Deutung für den Namen existiert und welche Datenherkunft der Eintrag hat. Gerade die Datenherkunft ist interessant, da man sofort sieht, ob der Name bereits in einem Namenbuch(-projekt) behandelt wurde und ob er in swisstopo integriert ist.

Der Zoom der Kartenansicht bleibt vorerst auf der Schweizer Gesamtansicht. Evtl. wäre hier ein Zoom auf die Treffermenge vorteilhafter. Sehr förderlich für die Übersicht ist, dass als Hintergrund eine Reliefkarte mit nur wenigen Verkehrswegen und sechs beschrifteten Städten dient. Zoomt man in die Treffermenge hinein, ändert sich dies. Als Hintergrund wird sodann die beschriftete Schweizer Landeskarte eingeblendet, was dazu führt, dass die Karte sehr unübersichtlich wird. Dies lässt sich durch Umstellen der Hintergrundkarte allerdings leicht ändern. Es ist hier anzuraten, dass der Übersicht halber ab dieser Zoomstufe besser das Orthofoto als Standardhintergrund verwendet werden sollte. Damit würden die Resultate aus der Abfrage deutlich in den Vordergrund gerückt. In der nächsten Zoomstufe werden die Ergebnisse auf Bezirksebene mit Name des Bezirks und der Anzahl der darin gefundenen Treffer eingeblendet. Dies ist eine sehr informative Zwischenstufe, in der man z. B. sieht, dass derzeit am wenigsten Einträge im Bezirk Zürich (90), am meisten im direkt benachbarten Bezirk Horgen (494) vorhanden sind. Ab der nächsten Zoomstufe werden die einzelnen Namen dargestellt, wobei sie in der für das verwandte Framework leaflet typischen Form in farbige Punkte (je nach Dichte grün bis rot) mit Anzahl der agglomerierten Namen in der Mitte zusammengefasst werden.

Gleich der erste Name, Dickenau, ist darstellungstechnisch interessant. Klickt man auf den Namen, so wird die Karte auf die entsprechende Koordinate gezoomt, und es öffnet sich links anstelle der Liste der gesamte Artikel mit Metainformationen wie Gemeinde- und Bezirkszugehörigkeit, Namentyp, Aussprache (wenn vorhanden), Beschreibung des Referenzobjekts, etymologischer Deutung, historischen Schreibungen und Details zur Datenherkunft. Im Fall von Dickenau fällt sofort das Fehlen der Aussprache auf und dass der Name lokalisiert aber nicht in swisstopo verzeichnet ist. Dies rührt daher, dass er zwar schon 946 erstmals erwähnt, aber nur bis in das 19. Jh. gebräuchlich war. Ersetzt wurde er durch den Namen Kaltenstein, der das erste Mal im 14. Jh. aufscheint. Es handelt sich also um dasselbe Referenzobjekt, da es aber zwei verschiedene Namen sind, gibt es konsequenterweise zwei Punkte mit denselben geographischen Koordinaten und zwei dazugehörige Artikel. Allerdings beinhaltet nur der Artikel des heute noch verwandten Kaltenstein die gesamte Belegkette von Dickenau und Kaltenstein sowie die Deutung beider Namen. Bei Dickenau fehlen alle Kaltenstein- und spätere Dickenau-Belege und anstelle der Deutung wird nur ein Verweis auf den Eintrag Chaltenstein/Dickenau gegeben (leider ohne direkten Link zum Eintrag). Die Handhabung der Doppelnamigkeit ist also hier gleich wie in den meisten gedruckten Namenbüchern. Es wäre zu überlegen, ob für eine online-Version, bei der weder Platz noch Papier eine Rolle spielen, bei diesem und ähnlich gelagerten Fällen die Inhalte der Artikelteile „Beschreibung“, „Deutung“ und „Quellen“ nicht einfach dieselben sein könnten? Dies sind allerdings Überlegungen, die lediglich auf die Bequemlichkeit zur Nutzung der Daten hinzielen, inhaltlich ist die Information vorhanden und kann auch problemlos gefunden werden.

Ein für die wissenschaftliche Verwendung wichtiger Aspekt ist die Zitierbarkeit der Artikel. Dies wird durch die Verwendung sogenannter Permalinks sichergestellt. Jeder Namenartikel bekommt eine eindeutige Identifikationsnummer, über die dieser identifizier- und somit zitierbar ist. Der Permalink lässt sich einfach durch Drücken des „Teilen“-Knopfs erzeugen und sieht im Fall von Dickenau so aus: https://search.ortsnamen.ch/de/record/7073920/. Ein Problem, das derzeit noch existiert, das aber vermutlich unter die Rubrik „Kinderkrankheiten“ fällt, ist, dass Seiten, die mit diesen Permalinks aufgerufen werden, nicht mehr reaktiv sind, die verschiedenen Knöpfe zum Aufrufen des Menüs, zum Abrufen von mehr Text, zur Rückkehr auf die Anfangsseite etc. funktionieren also nicht mehr. Dieser Fehler konnte konsistent auf Firefox, Chrome und Edge repliziert werden.

Wie bereits weiter oben erwähnt, wurde bei der Entwicklung der Seite großer Wert auf die Suchfunktion gelegt. Dementsprechend hervorragend ist die Vielzahl unterschiedlicher Gruppierungs- und Zugriffsmöglichkeiten auf das Datenmaterial. Mögliche Filter sind Namenvarianten und -formen, Historische Namenformen, Deutung, Beschreibung, Gemeinde, Bezirk, Kanton, Koordinate, Ortstyp und Datenherkunft. Um zum Beispiel alle -ikon-Namen (historisch meist aus -inghova/-inghoven) im Projekt herauszufinden, macht man die Abfrage namenvarianten:*ikon AND datenherkunft:(zhnb). Als Resultat erhält man 124 Namen, die heute noch mit -ikon geschrieben werden. Mit der Abfrage datenherkunft:(zhnb) AND *ikon, mit der man Namenvarianten und -formen auf -ikon abfragt, erhält man 136 Resultate. Darunter sind auch solche, bei denen die -ikon-Form bereits verdunkelt ist, z. B. Volken (1044 Volhinchovan) oder Dindliker (1238 Dingilnchon, 1438 Dinlikon). Sucht man hingegen nach datenherkunft:zhnb AND deutung:ikon, also nach Artikeln, in denen das -ikon-Suffix bei der Deutung explizit erwähnt wird, so findet man interessante Namen wie Bisikon, wo aufgrund der Beleglage eher davon auszugehen ist, dass es sich um eine späte analoge Bildung handelt und nicht um einen „echten“ -ikon-Namen. Man kommt über diese Suche z. B. auch auf den Namen Zürich, wo die Bildung mit dem keltischen Ortsnamensuffix -īkon/-īcon diskutiert wird, das natürlich mit dem heutigen -ikon in keinem Zusammenhang steht. Freude macht auch die Suche mit der ausschließlich in der Lucene Beschreibung dokumentierten Ähnlichkeitssuche. Sucht man nach datenherkunft:zhnb AND Ötikon~ so kommen als Ergebnisse Namen, deren Ähnlichkeit zum Suchwort immer stärker abnimmt. Man findet also, ohne dies im Vorhinein als Variante vermuten zu müssen, als nächste Ergebnisse zweimal die zum selben ahd. PN Oto gebildeten, aber nicht umgelauteten, Namen Ottikon. Zu Langwies~ finden sich sofort die Varianten Langwis und Langwiesen. Der Vorteil der Ähnlichkeitssuche gegenüber anderen Wildcards ist, dass man nicht im Vorhinein wissen muss, welche Buchstaben(-gruppen) variabel und welche fest sind.

Mobilgeräte

Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Beurteilung einer Webapplikation ist heute die Darstellung derselben auf Mobilgeräten (Mobiltelefonen, Tablets unterschiedlicher Größe), da ein großer Teil der Zugriffe über diese stattfindet. Auch hier ist praktisch ausschließlich Positives zu konstatieren. Die Darstellung der Suchergebnisse ist etwas anders als bei der Desktop-Variante gestaltet: Sucht man also wieder nach den Datensätzen des Projekts Die Siedlungsnamen des Kantons Zürich (TopZH), wird im Ergebnisfenster primär die Ergebniskarte dargestellt, die Ergebnisliste befindet sich darunter. Diese Darstellung kann aber durch einfaches Drücken auf eine Leiste so verändert werden, dass die Liste, die für kleine Mobilgeräte angenehmer zu bedienen ist, den größten Teil des Bildschirms einnimmt. Mit Auswahl eines einzelnen Namens wird die Karte im Hintergrund auf diesen gezoomt, die Darstellung des Textes bleibt nach wie vor im Vordergrund. Diese Lösung des Platzproblems auf kleinen Endgeräten ist sehr elegant und gut bedienbar.

Fazit

Mit der Neugestaltung der Seite ortsnamen.ch ist den Verantwortlichen ein eleganter Spagat zwischen Wissenschaftlichkeit und Laientauglichkeit gelungen. Rein quantitativ ist die Seite durch die Einbindung zahlreicher Namenbücher ohnehin seit Jahren unangefochten die größte toponomastische Internetressource. Auch qualitativ ist die Schweizer Namenforschung, deren Ergebnisse hier gesammelt sind, auf höchstem Niveau. Was aber an der Neugestaltung der Seite besonders gefällt, ist die Art, wie diese Daten dargeboten werden. Die vielfältigen Such- und Gruppierungsmöglichkeiten mit sehr einfachen Mitteln sind sowohl für Laien als auch für WissenschaftlerInnen anwendbar. Die Beispiele, die auf der Einstiegsseite gegeben werden, sind unterhaltsam und machen Lust, sich selbst auf die Suche nach verborgenen Zusammenhängen im Datenmaterial zu begeben.Die Seite insgesamt ist kohärent gestaltet, funktional durchdacht und optisch ansprechend.

Das einzige technische Problem, nicht responsive Permalinks, wird hoffentlich gelöst, so bleibt als konkreter Wunsch an die Seitenbetreiber der, nach einer alphabetisch geordneten Ergebnisliste.

Die Arbeit am Zürcher Siedlungsnamenbuch zeigt eindrücklich, wie förderlich diese existierende Infrastruktur für die Projektgestaltung ist. Von den veranschlagten 3.500 Namen sind bereits 2.300 in das System eingepflegt, per Permalink zitierbar und somit veröffentlicht. Auch wenn eine Darstellung der Projektergebnisse in Buchform immer noch wünschenswert ist, für die Öffentlichkeit und für die Forschung sind die Daten bereits jetzt zugänglich. Diese moderne Veröffentlichungspraxis ist auch für Fördergeber ein nicht zu unterschätzender Anreiz zur Unterstützung von Projekten.

Empfohlene Zitierweise
Gerhard Rampl: [Rezension zu] ortsnamen.ch, in: Onomastikblog [25.1.2022], URL: https://www.onomastikblog.de/artikel/ni-rezensionen/rez-ortsnamen-ch/

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