Die Frühgeschichte der Sorben

Walter Wenzel, Die Frühgeschichte der Sorben im Licht der Namen mit 15 Karten. (Kleine Reihe des Sorbischen Instituts Bautzen 33). Bautzen 2021, 82 S. ISBN: 978-3-948166-97-7; 12.- €.

Für einen breiten Kreis von Interessenten hat der bekannte Leipziger Slavist und Sprachforscher zum Altsorbischen sowie insgesamt Westslawischen eine komprimierte Darstellung zum heutigen  Forschungsstand über die Frühzeit der Sorben gegeben.

Der handliche Band ist inhaltlich in 13 Abschnitte gegliedert. In der „Einleitung“ werden die ältesten geschichtlichen Fakten zu den Sorben sowie die sprachgeschichtliche Forschung zu den Namen sorbischer Prägung angezeigt. Besonders informativ wird auf nur 2 Seiten die Gliederung des altsorbischen Ortsnamensystems geboten.

Die folgenden Themen behandeln die Einwanderung der Slawen, Besiedlung und Urbarmachug durch Rodung. Die gesellschaftliche Entwicklung ab dem 7. Jahrhundert wird mit Stammesbildung an Stammesnamen und Stammesgebieten, ebenso an Namen mit Einblick in die Gesellschaftsstruktur mit ihrer Führungsschicht erläutert. Mehr aus dem Alltag und Leben der Sorben bieten die Kapitel, in denen Namen Aufschluss geben über verwandtschaftliche Beziehungen, Glaubensvorstellungen und auch zu Spaß und Spott in der Frühzeit. Darüber hinaus finden sich Angaben zu den ältesten Berufen, speziell auch zur Waldbienenzucht. Den Ausklang bieten Aussagen zur Zeit nach der Eingliederung der Sorbengebiete ins ostfränkische  Reich sowie eine onomastische Nachlese zum Slawengau Plisni.    

Dem Verfasser ist es gelungen, eine recht geschickt auf die Frühzeit der Sorben zugeschnittene Fassung von Forschungsergebnissen  zur ältesten Zeit vom 7. Jh. an in einem Band zu vereinigen. Dieses sehr handliche und übersichtliche Druckwerk hat dennoch den Charakter eines mehr als informativen Überblicks und darf als komprimiertes Handbuch oder auch nützliches Lehrbuch bezeichnet werden. Das besonders auch deswegen, weil die sicheren Forschungsergebnisse aus dem Jahrzehnten der Leipziger onomastischen Schule mit den neuesten Einsichten aus den eigenen umfangreichen Studien und Untersuchungen  von Walter Wenzel verbunden werden. Dadurch sind sowohl Korrekturen als auch Präzisierungen zum umfangreichen Erbe des Sorbischen im Deutschen  möglich geworden. Das gilt z. B. besonders für die überzeugenden Nachweise von in den Siedlungsnamen enthaltenen Personennamen gegenüber zunächst angenommenen  Appellativen. Die stets vorhandenen Hinweise auf ausführlichere Darstellungen zu den behandelten Onymen und Themen ermöglichen den schnellen Zugriff für den jeweiligen Interessenten. 

Dem Sorbischen Institut in Bautzen ist für diese Handreichung und ihre Ausstattung mit 15 hilfreichen Karten im Mehrfarbendruck besonders zu danken. Mit dieser sogenannten „Kleinen Schrift“ haben Verfasser und das Institut als Verlag den Literaturkanon zur westslawischen Onomastik ergänzt und bereichert.

Karlheinz Hengst