Names in the Economy VIII – International Symposium
Wann: 25.6.-27.6.2025
Wo: Johannes Gutenberg Universität Mainz
Organisation: Antje Lobin and Holger Wochele
Einreichfrist: 31.10.2025
Kontakt: nite8@uni-mainz.de
Gesamter Call for Papers zum Download hier
Call for papers
The Department of Romance Studies of the Johannes Gutenberg University Mainz cordially invites the submission of paper proposals for the eighth international symposium of Names in the Economy to be held in Mainz (Germany) 25-27 June 2026.
We welcome proposals for oral presentations. If you want to present a paper at the symposium, please send an abstract by 31 Oktober 2025 to nite8@uni-mainz.de. Abstracts should briefly (max 500 words, including references) show the purpose, methods, findings and perspective of the proposed paper. Paper proposals will be reviewed by the members of the international scientific committee. The acceptance of proposals and the invitation to the conference will be sent by 15 January 2026. A selection of papers presented will be published in the Proceedings of the symposium after the conference. The papers are subject to acceptance by two peer reviewers. More details will be given later.
The conference language will be English. If this is not possible in the oral presentation, we kindly ask for slides in English.
More details about registration and payment, accommodation and social program will be provided at a later date.
Deutsche Version: Ergonyme und Mehrsprachigkeit
In Zeiten, die von Globalisierung und Migration geprägt sind, bestimmen kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit zunehmend unsere Gesellschaften. Die Artikulation und Positionierungen von Alterität auf der einen und Identität auf der anderen Seite schlagen sich auch in der werblichen Kommunikation (cf. z. B. Bratschi 2005) sowie in unternehmerischen Markierungspraktiken nieder. In diesem Kontext verdienen – neben Waren-/Produktnamen und Unternehmensnamen – auch weniger prototypische Ergonyme wie die Benennungen von Institutionen (z. B. Museen, Hochschulen), Kunstwerken (z. B. Film- und Buchtitel) oder Verkehrsmitteln (z. B. Züge, Schiffe) verstärkte Beachtung (Nübling et al. 2015: 288-316; Lobin / Janich 2021). Insofern als diese in besonderer Weise den öffentlichen Raum prägen, liegt hier eine relevante Schnittstelle zur linguistic landscape-Forschung vor (Sjöblom 2016: 464).
Was die Alterität bei Produkt- und Unternehmensnamen betrifft, ist der Konnotationswert bestimmter ethnokulturell markierter Formen seit langem dokumentiert. Wie bereits bei Platen (1997: 55-57) festgestellt wurde, werden fremdsprachige Formen in der Markennamengebung gezielt als gestalterisches Element eingesetzt. Im Sinne eines Gütesiegels lässt sich durch den Einsatz von Xenismen entweder eine wichtige Branchenkompetenz signalisieren oder aber auf ein prestigeträchtiges Ursprungsland verweisen. Anschaulich ist dies zum Beispiel in den zahlreichen pseudo-italienischen Namen des deutschen Lebensmittelmarktes belegt (Rieger 2009). Im Zusammenhang mit dem „Italian sounding“ unterstreicht Gałkowski (2024), dass hierbei häufig von der Semantik italienischer Morpheme abstrahiert wird bzw. dass es sich oft nur um ein italiano possibile, ein mögliches Italienisch handelt, das bei den potenziellen KäuferInnen italianità in Bezug auf Geschmack, Mode, Aussehen usw. hervorruft. Ronneberger-Sibold (2018) zeigt in diachroner Perspektive auf, wie die Verwendung von Französisch, Italienisch, Spanisch und einem keiner spezifischen romanischen Sprache zuzuordnenden „Romanisch“ für deutsche Markennamen im Laufe der Zeit variiert, und welche Produkte bevorzugt mit französisch, italienisch usw. klingenden Namen versehen werden. So können diese laut Ronneberger-Sibold (2018: 167) beispielsweise „Exklusivität“ oder „Sinnlichkeit“ suggerieren. Darüber hinaus kann kommerziellen Namen eine spezifische kulturvermittelnde Rolle im Kontext von Nachbarländern wie Österreich und Ungarn zukommen (cf. Kovács et al. 2024).
Mehrsprachigkeit begegnet auch auf übergeordneter Ebene bei der Internationalisierung von Unternehmensaktivitäten. In diesem Rahmen stellt sich die Frage, wie ein Produkt oder eine Dienstleistung auf einem anderssprachigen Zielmarkt benannt werden soll. Um die so entstehenden Bezeichnungslücken zu füllen, stehen einem Unternehmen verschiedene Strategien zur Verfügung, die sich mit gängigen Verfahren der Wortschatzerweiterung parallelisieren lassen (Standardisierung – Internationalismus; Transposition – Lehnübersetzung; Adaptation – Lehnübertragung; Differenzierung – Neuschöpfung) (Platen 1997: 149 f.). Prominentes Beispiel dafür ist die Marke Langnese, die in Italien und Ungarn unter Algida firmiert, in Österreich unter Eskimo usw. Weniger prototypische oder deskriptive Ergonyme werden sogar noch häufiger an den sprachlichen Kontext angepasst, man denke beispielsweise an das Busunternehmen Südtirolmobil, Altoadigemobilità, Südtirolmubiltà. Im Spannungsfeld von Standardisierung und Differenzierung lässt sich also durchaus beobachten, dass im Fall der Ergonyme das Kriterium der Unübersetzbarkeit, das vielfach für Eigennamen postuliert wird (kritisch dazu Vaxelaire 2005: 99-101), nur bedingt gültig ist. Während im Bereich der Toponyme für sprachabhängige Formverschiedenheiten (z. B. Mainz, Mayence, Magonza, Maguncia, Mohuč, Moguncja usw.) sowie zur Problematik der Verwendung von Endonymen (z. B. Firenze) oder Exonymen (z. B. Florenz, Florence usw.) mit Back (2002) und Jordan (2022) bereits überblicksartige Monographien vorliegen, fehlt eine solch systematische Darstellung für Ergonyme.
Grundsätzlich hat sich die Onomastik traditionell weitgehend auf die Etymologie und Typologie von Namen konzentriert. In neuerer Zeit setzt sich jedoch die Erkenntnis durch, dass die sozialen, kulturellen und situativen Bereiche, in denen Namen verwendet werden, mit zu berücksichtigen sind. Gerade in Sprachkontaktgebieten spielen z. B. Namen in verschiedenen Sprachen oft eine entscheidende Rolle. Hieraus lassen sich Rückschlüsse auf (sprachliche) Machtverhältnisse und Identitäten in einer Gesellschaft ziehen. In Bezug auf die Schwerpunktgebiete sozio-onomastischer Forschung stellen Ainiala / Östman (2017: 12) jedoch fest: „Socio-onomastic research has been carried out for over 40 years now. In spite of the multifaceted research thus far, many areas have still hardly been touched upon. […] Research into commercial names is still rather scarce due to the young age of the field, and socio-onomastic studies in this field are few.“ Die Untersuchung kommerzieller Namen im größeren kulturellen und sozialen Kontext einer Sprachlandschaft führt zum einen zu einem vertieften Verständnis sozialer und kultureller Praktiken und Realitäten. Zugleich kann davon ausgegangen werden, dass die Anwendung soziolinguistischer Methoden in der Onomastik Auswirkungen darauf hat, wie Namen konzeptualisiert und kategorisiert werden (Ainiala / Östman 2017: 12).
Ziel der Tagung ist es, Formverschiedenheit und Invariabilität von Ergonymen in ihrem gesamten Spektrum zu beleuchten. Kontrastive Zugänge (cf. z. B. Eckkrammer / Thaler 2013) werden hier ebenso adressiert wie der zum Teil branchenspezifische Einsatz fremder Sprachen, die damit verbundenen werbewirksamen Assoziationen und ein sich damit verbindender Kulturtransfer sowie auf Identität gerichtete sprachraumabhängige Benennungspraktiken, die sich in einen größeren Rahmen von Sprachplanung, Sprachkritik und Sprachideologien einordnen.
References
Ainiala, Terhi / Östman, Jan-Ola (2017): „Introduction. Socio-onomastics and pragmatics”, in: Ainiala / Östman (eds.): Socio-Onomastics: The Pragmatics of Names, Amsterdam / Philadelphia, John Benjamins, 1-18.
Back, Otto (2002): Übersetzbare Eigennamen. Eine synchronische Untersuchung von interlingualer Allonymie und Exonymie, Wien, Praesens.
Bratschi, Rebekka (2005): Xenismen in der Werbung: die Instrumentalisierung des Fremden, Frankfurt a.M. / Wien, Lang.
Eckkrammer, Eva Martha / Thaler, Verena (eds.) (2013): Kontrastive Ergonymie. Romanistische Studien zu Produkt- und Warennamen, Berlin, Frank & Timme.
Gałkowski, Artur (2024): Italianità nella marchionimia polacca. Dall’ispirazione all’onomaturgia, Berlin et al., Peter Lang.
Jordan, Peter (2022): Breslau oder Wrocław? Das Begriffspaar Endonym / Exonym als Kernthema der Kritischen Toponomastik. Wie politische Haltungen den Gebrauch geographischer Namen bestimmen, Stuttgart, Franz Steiner.
Kovács, László / Zipser, Katharina / Szőke, Viktória / Kegyes, Erika (eds.) (2024): Marken im Kontext von Kultur und Sprache: die kulturelle Vermittlungsfunktion österreichischer und ungarischer Marken, Hamburg, Verlag Dr. Kovac.
Lobin, Antje / Janich, Nina (eds.) (2021): Werbende Namen. Themenheft: Beiträge zur Namenforschung, Band 57, Heft 3, Heidelberg, Universitätsverlag Winter.
Nübling, Damaris / Fahlbusch, Fabian / Heuser, Rita (2015): Namen. Eine Einführung in die Onomastik, Tübingen, Narr.
Platen, Christoph (1997): «Ökonymie». Zur Produktnamen-Linguistik im Europäischen Binnenmarkt, Tübingen, Max Niemeyer.
Rieger, Marie-Antoinette (2009): „Alles picco belli oder was? Form und Funktion pseudo-italienischer Produktnamen im deutschen Lebensmittelmarkt“, in: Bergien, Angelika / Kremer, Ludger / Zilg, Antje (eds.): Onoma 43. Commercial Names, Leuven, Peeters, 149-175.
Ronneberger-Sibold, Elke (2020): „Carlo Colucci Uomo Mare und Chevalier de Bayard. Romanische Sprachen in deutschen Markennamen (1894-2008)“, in: Becker, Lidia et al. (eds.): Romanistik und Wirtschaft: Romanistisches Kolloquium XXXIII, Tübingen / Basel, Narr Francke Attempto, 139-173.
Sjöblom, Paula (2016): „Commercial Names“, in: Hough, Carol (ed.): The Oxford Handbook of Names and Naming, Oxford, Oxford University Press, 453-464.
Vaxelaire, Jean-Louis (2005): Les noms propres. Une analyse lexicologique et historique, Paris, Honoré Champion.